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Das nassauische Militär
von Alexander Peter
Die Gründung des Herzogtum Nassau
Nach
dem sich Preußen 1795 im Sonderfrieden von Basel aus der
Koalition gegen Napoleon zurückgezogen hatte, wurde das gesamte
linke Rheinufer französisch. Diese Situation wurde im
Friedensvertrag von Campo Formio festgeschrieben. In diesem wurde
auch die Entschädigung für alle erblichen Fürsten des Reiches
für ihre verlorenen Besitzungen festgelegt. Allerdings konnte
deswegen in den Verhandlungen 1797/98 keine Einigung erzielt
werden. Infolgedessen führte erst der Frieden von Luneville 1801,
auf Grund des in Paris aufgestellten Entschädigungsplanes und,
zu einer Einigung. Schon im Jahr 1803 führte dieser zum
Reichsdeputationshauptbeschluß. Er zerstörte durch die
Säkularisation der geistlichen Herrschaften und ihre Zuteilung
an die zu entschädigenden weltlichen Fürsten das alte Reich
endgültig das alte Reich. Napoleons Ziel, die deutschen
Mittelstaaten zu stärken und so, neben Preußen und Österreich,
eine von Frankreich abhängige "dritte Kraft" zu
etablieren hatte sich verwirklicht.
Durch
den Reichsdeputationshauptbeschluß erhielten Nassau-Usingen und
Nassau-Weilburg, die als Erben von Nassau-Saarbrücken alle
Besitzansprüche im Saarland und der Pfalz an Frankreich verloren
hatten, die rechtsrheinischen angrenzenden Gebiete von Kurmainz
und von Kurköln; dazu von Hessen-Darmstadt seinen Anteil an der
Niedergrafschaft Katzenelnbogen, ferner die Grafschaft Sayn-Altenkirchen
und außerdem zahlreichen Streubesitz im Entschädigungsgebiet .
Durch diesen Tausch konnten die beiden Grafschaften einen
gehörigen Zuwachs. Nassau-Oranien wurde für den Verlust der
niederländischen Statthalterschaft und seiner Domänen, das
Bistum Fulda, das Hochstift Corvey mit der Stadt Höxter an der
Weser, die Reichsstadt Dortmund, die Abteien Weingarten in
Oberwschwaben, St. Gerhold im Vorarlberg, Hofen am Überlinger
Arm des Bodensees, Dietkirchen a.d. Lahn und die Propstei Bandern
am Oberrhein. Die Hauptstadt wurde Fulda.
Im
Jahr 1806 schlossen sich 16 deutsche Länder unter der Anleitung
Frankreichs zum zum Rheinbund zusammen. Dies führte zum
Niederlegen der Kaiserwürde durch Franz II. und zum endgültigen
Ende des Reiches.
Unter
den Unterzeichnern waren auch die beiden Fürsten von Nassau-Usingen
und Nassau-Weilburg die dadurch die Herzogswürde erhielten und
sich zum Herzogtum Nassau zusammenschlossen. Da die Nassau-Oranier
den Beitritt ablehnten, wurde das Dillenburger Gebiet eingezogen
und wie die Grafschaft Wied-Runkel und die Herrschaft Westerburg
und Schadeck dem Großherzogtum Berg. Nach der
Oraganisationsverfügung für das herzogliche Arrondissement
Dillenburg unterstanden dem Provinzialrat zu Dillenburg die
Fürstentümer Siegen, Dillenburg und Haddamar sowie die
Grafschaften Beilstein, Westerburg, Schadeck, und Runkel.
Der
Generalkommandeur des nassauischen Militärs war Herzog Friedrich
August von Nassau Unsingen selbst. Als ehemaliger General der
preußischen Truppen konnte er hervorragend seine Truppen führen.
Natürlich fertigte er nicht selbst die Befehle aus, dies war
Aufgabe des General Adjutants. Nachgeordnet war die Militär
Deputation aus der am 01.01.1807 das Kriegs-Collegium und die
Kriegs Kasse hervorging.
Die
vier Bataillone waren selbstständig und unterstanden direkt dem
Brigadekommando. Jedes Bataillon hatte zwei Stabsoffiziere, den
Chef oder Proprietär und den
Commandanten. Die Bataillone waren in vier Kompanien
eingeteilt und hatten eine Stärke von je 15 Offizieren und 536
Mann. Das Depot für Bekleidung und Ausrüstung war seit 1803,
das ehemalige Kloster Ebersbach im Rheingau.
Die
Uniform bestand aus einem dunkelgrünen kurzschoßigem Frack, der
mit einer Reihe gelber Knöpfe versehen war. Kragen und
Aufschläge hatten einen gelben Bortenbesatz und eine
unterschiedliche Rottönung je nach Bataillon. Eine weiße Weste,
hellgraue, bzw. im Sommer weiße, leinene Hosen, schwarze
Gamaschen und Schuhe komplettierten das Bild. Die Kopfbedeckung
bestand beim 1. Bataillon aus einem Raupenhelm, bei den anderen
aus dem französischem Tschako. Die deutlichste Charakterisierung
war das gelbe Lederzeug. Nur das 3. (leichte Jäger-) Bataillon
trug schwarzes Lederzeug und bis 1807 Hüte. Die reitenden Jäger
trugen grüne, husarenartig verschnürte Spenzer, grüne Hosen,
Stiefel und bis 1810 Raupenhelm dann Pelzmützen. Anläßlich der
Mobilmachung erhielten die Feldbataillone und das Depot-Bataillon
Fahnen.
Die
Bewaffnung bestand aus einem glatten Steinschloßgewehr mit
Bajonett und Säbel. Beim Jäger Bataillon erhielten die besten
Schützen Büchsen. Grundlage der Ausbildung war das
österreichische Exerzier-Reglement. Ab 1808/09 führte man das
französische ein. In der Armee galt die französische
Militärverfassung. Dies schloß auch die Konskribtion mit ein,
die in den nassauischen Landen vorher unbekannt war. Die
Stellvertretung war gestattet. Das Einstandskapital für den
Stellvertreter betrug 150 fl. und 300 fl. für die Kavallerie. Da
Desertionen sehr häufig vorkam, galt dafür deshalb ab dem 03.10.1803
die Todesstrafe
Das Militär setzt sich im Jahr 1806 aus der ehemaligen Usingischen- Biebricher Kompanie aus der das 1. (Leib-) Bataillon wurde mit Garnison in Wiesbaden und Biebrich. 1803/04 war Oberstleutnant Todenwarth der Kommandeur, danach Oberst von Pöllnitz.
Aus den zwei Weilburger Jäger Kompanien werden das 2. Bataillon mit Garnison in Weilburg und Umgebung. Der Umbau wurde durch Major von Kruse vollzogen. In den neuerworbenen Ämtern Deutz und Linz wurde das 4. (Musketier) Bataillon unter Major von Hornbach aufgestellt. Es bezog auch in den neuen Ämtern seine Garnison. Von Kurmainz wurde 1802 ein leichtes Jäger-Corps übernommen. Aus diesem Jäger Corps entstandt nach der Übernahme das 3. (leichte Jäger) Bataillon mit Garnisonen in Kastel, Hochheim und Höchst. Ebenfalls 1802 wurde die Kurhessische Garnisonskompanie der Festung Marksberg in nassauische Dienste übernommen. Den neu errichteten Bataillonen wurden die Truppenteile der Königssteiner-Kreis-Kompanie und der ehemaligen Kurmainzer zugewiesen. 1804 kommt eine Kompanie reitender Jäger, die 1807 verdoppelt wird, hinzu. Ihre Garnison war Biebrich.
Mit
Ausbruch des Krieges gegen Preußen forderte Napoleon als
Protektor des Rheinbundes am 28.06.1806 den Herzog von Nassau auf
Truppenstärke, Marschbereitschaft und den kommandierenden
Offizier kurzfristig zu nennen. Das hatte zur Folge, dass die
Bataillone von vier auf sechs Kompanien gebracht wurden. Zum
Brigadekommandeur wurde Oberst von Schäffer ernannt.
Die
nassauische Truppen nahmen an der Schlacht von Jena Auerstedt am
14.10.1806 teil (3. Jäger-Bataillon). Im November
befanden sich, allerdings für die Soldaten unter widrigen
Umständen, 3 Bataillone als Besatzungstruppen in Berlin. Im
April stießen 1807 die Nassauer zum französischen Armeekorps
des Marschall Mortier in Pommern. Sie nahmen an den Kämpfen bei
Uckermünde und Anklam und an den Belagerungen von Kolberg und
Stralsund teil. Im November 1807 traten sie den Heimmarsch an.
Während
einer kurzen Ruhezeit in der Heimat wurde die Zeit genutzt um
eine Reorganistion der Truppen durchzuführen die aufgrund der
aus dem Feldzug gewonnen Erfahrungen notwendig geworden war.
Standorte in dieser Zeit waren Wiesbaden, Weilburg, Limburg, Diez,
Neuwied.
Im
Juli 1808 erhielt Nassau die Aufforderung ein Infantrie-Regiment
zu zwei Bataillonen mit je sechs Kompanien und einem Eskadron
Reitender Jäger zur Armee nach Spanien zu stellen. Dort stand
die französische Armee nach der Absetzung des spanischen Königs
1808 in einem ungewohnten und erbittert geführten
Partisanenkampf, der Guerilla dem kleine Krieg,
einem zähen spanischem Gegner gegenüber. Zur Bildung des
Herzoglich Nassauische zweite Infatrie-Regiments
wurde das 2. Und 3. Bataillon unter Oberstleutnant von Kruse und
Oberstleutnant Meder herangezogen. Um die geforderte Aufstockung
zu realisieren mußte das 1. Und 4. Bataillon je eine Kompanie
abgeben. Außerdem traten 300 ausgehobene Rekruten zum Regiment.
Am
20.08.1808 verließ das Regiment die Heimat und traf nach einem
schweren Marsch von 50 Tagen am 11.Oktober in Bayonne ein. Kein
Angehöriger des nassauischen Kontigents ahnte, dass die Truppe
fast fünf Jahre auf spanischem Boden kämpfen, leiden und
sterben sollte.
Das
2. Infantrie-Regiment sollte in dieser Zeit an 7 Schlachten und
33 Gefechten teilnehmen. Die Reitenden Jäger nahmen an 32
Gefechten und größeren Kampfhandlungen teil.
Im
März 1809 verlangte Napoleon die Bildung eines weiteren
Regiments das von Nassau und mehreren kleinen Herzogtümern
gestellt werden sollten. Einen Teil der Verpflichtung der
kleineren Herrschaften übernahm Nassau gegen Kostenerstattung
für die Capitulationszeit von 6 Jahren und 6 Monaten.
Unter dem Kommando des Obersten von Pöllnitz entstand aus dem
bisherigen 1. Und 4. Bataillon das 1. Herzoglich
Nassauische Regiment. Am 08. April marschierte das Regiment
aus Wiesbaden auf den bayrisch-österreichischen Kriegsschauplatz.
Nach Garnisondiensten in Wien und Passau erhielt die Truppe den
Befehl zum Abmarsch nach Spanien wo es am 16.03.1810 in Barcelona
eintraf. Bis Ende 1813 nahm das Regiment an 35 Gefechten in
Nassau teil. Noch März 1813 wurde auch noch das 1. Eskadron der
1. Eskadron Reitender Jäger nach Katalonien beordert. Nach dem
Oberst von Pöllnitz an einer schweren Verwundung am 13.07.1811
verstarb wurde sein Nachfolger Oberst Friedrich Wilhelm Meder.
1812
kann der Staatsminister Marschall von Bieberstein (1770
1834) durch geschicktes verhandeln verhindern, dass keine
weiteren Truppen für den Rußlandfeldzug Napoleons gestellt
werden müssen.Im Jahr 1813 bestand das Rheinbundstaatenkontigent
hauptsächlich aus Nassauern.
Insgesamt kämpfen 3.500 Mann in 2 Regimentern Infantrie und 2
Eskadron Reitende Jäger auf der iberischen Insel.
Im Herzogtum Nassau versehen ca. 300 Mann das Depot der Infantrie,
in Biebrich sind es ca. 70 Mann die das Magazin der Kavallerie
beschicken.
Quellen:
Herzogtum Nassau 1806-1866 Ausstellungskatalog, Historische
Kommission für Nassau
Das herzoglich-nassauische Militär, Peter Wacker , Schellenbeg`sche
Verlagsbuchhandlung
Knöthel, Uniformenkunde
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